Ein Date mit LISA - Pneumonieprophylaxe in der Pflege

Ein Date mit LISA - Pneumonieprophylaxe in der Pflege

von Marie

Schauen wir auf den Wetterbericht für die kommenden Wochen, dann sehen wir, dass der Herbst eindeutig vor der Tür steht. Herbst und Winter bringen für die Gesundheitsversorgung saisonale Probleme mit sich - eine Zunahme der Atemwegserkrankungen wie z.B. der Pneumonie (Lungenentzündung).

Als Pneumonie bezeichnet man eine akut oder chronisch auftretende Infektion des Lungengewebes. Die Auslöser sind vielfältig und können aus allen Bereichen der Mikroorganismen stammen (Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten) oder Gifte bzw. Mikropartikel sein. Außerdem treten Pneumonien auch nach Langzeitbeatmung und Aspirationen auf.

Risiko-Bewertung:

Um Patient*innen einzuschätzen und das individuelle Risiko bewerten zu können ist ein umfassender Blick auf die Vorerkrankungen, die aktuellen Gesundheitsprobleme und die Lebensweise der/desjenigen notwendig. Vorbestehende Lungenerkrankungen oder Erkrankungen mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit begünstigen die Entstehung eines Atemwegsinfektes. Aber auch die Körperhygiene (vor allem Mund- und Zahnhygiene) spielt eine Rolle in der Entstehung von Pneumonien.

Zudem gibt es Messinstrumente, die versuchen die Risikobewertung zu standardisieren. Am bekanntesten ist hier die "Atemerfassungs-Skala nach Bienstein". Bisher gibt es jedoch keinen wissenschaftlichen Nachweis für den Erfolg dieser Einschätzungskriterien.

Risiko-Faktoren:

Zu den allgemeinen Risikofaktoren zählen die im folgenden genannten:

  • unzureichende Belüftung einzelner Lungensegmente:
    - Bettlägerigkeit und Immobilität
    - Beatmung
    - operative Eingriffe
    - schlechter Allgemeinzustand
    - Schmerzbedingte Schonatmung
    - Medikamente, die eine Atemdepression begünstigen
  • vermehrte Sekretbildung und/oder Unvermögen dies Abzuhusten:
    - Schwächezustand
    - Muskelrelaxantien
    - Herzinsuffizienz
  • Infektionen:
    - Bronchitis
    - mangelnde Mundhygiene und dadurch bedingte Keimbesiedlung
  • Aspirationen, besonders bei:
    - neurologischen Defiziten
    - fehlendem Hustenreiz
    - Schluckstörungen
    - Reflux-Erkrankungen bzw. Reflux bei maschineller, enteraler Ernährung via Sonden
  • weitere Risiko-Faktoren:
    - Alkohol- und Nikotin-Abusus
    - Unterbringung im Pflegeheim
    - Arbeit in lungengefährdender Umgebung
    - Keimübertragungen bei kontaminierten Wasserleitungen und/oder Klimaanlagen

Was kann man tun?

Hier begegnen wir "LISA". Nicht etwa die nette Schwester von der Nachbarstation, sondern einem "Merkschema" an welchem man sich orientieren kann, um das Pneumonierisiko der Patient*innen signifikant zu senken.

L – Lungenbelüftung

  • (Früh‑)Mobilisation
  • Atemunterstützende Positionierungen
  • Atemübungen und atemstimulierende Einreibung (ASE)
  • regelmäßiges und sinnhaftes Lüften des Zimmers

I – Infektionsprophylaxe

  • Händehygiene
  • hygienische Mundpflege

S – Sekretmanagement

  • Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten
  • Maßnahmen zum Freihalten der Atemwege 
  • Drainagepositionierungen (leichte Kopftieflage -> nur bei verständigen Patienten ohne Wirbelsäulenprobleme anzuwenden!)
  • Inhalationen
  • Vibrationen zur Sekretolyse

A – Aspirationsprophylaxe

  • Schlucktraining
  • Während des Essens und Trinkens: Richtige Positionierung und ruhige Atmosphäre mit ausreichend Zeit schaffen

(Quelle: https://next.amboss.com/de/article/Dv01XR)

Zusätzlich spielen Lagerung und Mobilisation eine entscheidende Rolle. Ziel sollte es außerdem sein, die Körperkraft und Mobilität der Patient*innen so weit wie möglich zu erhalten und zu verbessern.

Atemstimulierende Einreibung:

Häufig sieht man in der Praxis das "schnelle Einreiben" der Patienten zu den Versorgungsrunden mittels "Active Gel" oder Ähnlichem.

Grundsätzlich sind diese Produkte gut und empfehlenswert, solange keine Kontraindikationen vorliegen. Allerdings ist der Einsatz dieser Mittel deutlich sinnhafter, wenn sie mit einer korrekten ASE kombiniert werden. Daher hier nochmal ein kurzer Überblick über die Atemstimulierende Einreibung von Patient:innen:

Durchführung

  1. Patient:in sitzend bzw. in einer bequemen Seitenlage positionieren.
  2. Einreibung mit möglichst flüssiger Hautpflege oder ätherischen Ölen bzw. Cremes, Allergien beachten!
  3. Hände unter dem Nacken des/der Patient*in auf beiden Seiten neben der Wirbelsäule auflegen.
  4. Während der/die Patient:in ausatmet, Hände mit Druck in einem Halbkreis zur Seite nach unten gleiten lassen.
  5. Während des Einatmens die Hände mit weniger Druck in einem nach oben gerichteten Bogen zurück neben die Wirbelsäule bewegen.
  6. Mit 4–8 kreisenden Bewegungen so den gesamten Rücken herabfahren.
  7. Am unteren Rücken angekommen,mit den Händen von unten nach oben an der Wirbelsäule entlangfahren und oben von Neuem starten.
  8. Zum Abschluss mit den Händen einmalig, ggf. aber auch mehrmals von oben nach unten neben der Wirbelsäule entlangfahren.

Fazit:

Mit einfachen Mitteln kann das Pneumonierisiko unserer Patient*innen und Bewohner*innen deutlich gesenkt und eine Infektion vermieden werden. Die meisten Maßnahmen lassen sich sinnvoll in den Pflegealltag integrieren, ohne dass ein nennenswerter Mehraufwand entsteht.


Quellen:

https://next.amboss.com/de/article/Dv01XR

https://flexikon.doccheck.com/de/Pneumonieprophylaxe

https://flexikon.doccheck.com/de/Pneumonie

 


Autorinnen

Vivienne

Vivienne hat 2018 ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin abgeschlossen und danach Illustrationsdesign studiert. Während ihres Studiums war sie als Leasingkraft in verschiedenen Einrichtungen in Berlin tätig.

Marie

Marie ist examinierte Kinderkrankenpflegerin, war nach ihrer Ausbildung im Leasing tätig und landete danach als Fachkraft auf der Intensivstation. Mittlerweile arbeitet sie als Rettungsassistentin und studiert Gesundheitspädagogik.

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