von Marie
Betroffenes Organ der Hepatitis (Leberentzündung) ist die menschliche Leber (Hepar).
Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan des Körpers und die zweitgrößte Drüse des Menschen und hat eine annähernd dreieckige Gestalt von rotbrauner Farbe. Sie ist maßgeblich an der Nährstoffaufnahme und dem Abbau von körperschädlichen Substanzen beteiligt (Entgiftung). Sie liegt größtenteils im rechten Oberbauch unterhalb des Zwerchfells, reicht jedoch mit der Spitze über den Magen hinweg bis in den linken oberen Quadranten. Dank der Gluconeogenese ist sie ebenfalls großteils am Glucose-Stoffwechsel beteiligt und reguliert den Blutzuckerspiegel. Anatomisch ist sie in vier Lappen unterteilt, funktionell in acht Lebersegmente.
Die Leber kann erkranken...
Betrachten wir die Hepatitis etwas genauer. Sie stellt eine, häufig zu spät erkannte, entzündliche Erkrankung des Lebergewebes dar und wird in verschiedene Formen unterteilt. Ausgelöst wird sie in der Regel durch Viren. Bakterien und Pilze können zudem ebenfalls ursächlich sein. Toxische Schädigungen, Autoimmunreaktionen, Stoffwechselstörungen und posttraumatische Reaktionen sind aber ebenfalls denkbar.
Im Rahmen dieser Darstellung beschäftigen wir uns mit den viralen Formen der Hepatitis unterteil in die Formen A bis E.
Die Hep. A tritt vor allem in tropischen und subtropischen Regionen auf, macht aber auch in westlichen Ländern etwa 1/4 aller Erkrankungen aus. Bei Kindern verläuft sie häufig asymptomatisch wohingegen mit zunehmendem Alter auch das Risiko für Beschwerden ansteigt. Ein chronischer Verlauf (Erkrankung länger als 6 Monate) ist nicht beschrieben.Der Übertragungsweg erfolgt fäkal-oral.
Gegen die Hepatitis A gibt es wirksame Impfstoffe, die vor allem für Berufsgruppen mit hohem Infektionsrisiko (Gesundheitswesen) empfohlen werden. Differentialdiagnostisch sollte an eine Hepatitis E gedacht werden, die insbesondere bei Schwangeren zu gravierenden Problemen führen kann. Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Fieber sind erste Anzeichen für eine Infektion. Außerdem verlaufen etwa 80% der Erkrankungen akut mit einem Ikterus (Gelbfärbung der Haut). Die Therapie erfolgt angepasst an die bestehenden Symptome, in der Regel ist die Hepatitis A jedoch innerhalb einiger Wochen selbstlimitierend.
Die Hepatitis B zählt zu den häufigsten Viruserkrankungen des Menschen. Aber man kann sich wirksam schützen! Die Impfung wird seitens der STIKO bereits mit der Grundimmunisierung im Säuglingsalter empfohlen. Die Inkubationszeit beträgt mehrere Monate, was die Diagnostik erschweren kann. Diese Form kann asymptomatisch oder als milde Form der akuten Hepatitis verlaufen. 5% aller Erkrankten erleiden jedoch eine Chronifizierung, welche mit einem hohen Risiko für Leberzhirrosen und Leberkrebs einhergeht. Die Übertragung ist vor allem sexuell, aber auch perianal / parenteral möglich. Zu Behandlung gibt es wirksame Medikamente. Die Symptome sind wie bei allen Hepatitis-Formen eher unspezifisch und äußern sich als Bauchschmerzen, dumpfe Druckgefühle im rechten Oberbauch, Müdigkeit und als allgemeines Krankheitsgefühl. Bei mehr als 90% aller Infektionen kommt es zur vollständigen Ausheilung.
Diese Form der Entzündung nimmt zumeist einen chronischen Verlauf und schädigt das Leberparenchym nachhaltig. Geschätzt gibt es weltweit etwa 70 Millionen chronisch infizierte Patienten, was diese Form der Hepatitis zum globalen Gesundheitsproblem macht. Die Übertragung erfolgt meist parenteral durch kontaminiertes Spritzenbesteck (bspw. bei intravenösem Drogenkonsum), seltener kann eine Infektion auch sexuell übertragen worden sein. In Deutschland sind etwa 0,7% der Bevölkerung betroffen. Auch bei dieser Form sind die Symptome unspezifisch und nur in 20% der Fälle überhaupt vorhanden. Gerade die asymptomatischen Verlaufsformen neigen allerdings zur Chronifizierung. Folge der Infektion kann innerhalb von ca. 20 Jahren eine Leberzhirrose sein. Therapieziel ist die nicht mehr nachweisbare Virus-RNA im Blutserum, welches mittels medikamentöser Therapie erreicht werden soll. Beispielpräparate sind: Voxilaprevir, Ledispasvir, Sovosbivir und (veraltet) Ribavarin.
Bemerkung: Der Hepatitis-C kam im Rahmen des Hepatitis-Skandals 1978/79 in der DDR eine besondere Bedeutung in der deutschen Medizingeschichte zu. Hier wurden tausende verseuchte Rhesus-Prophylaxen mit HCV-RNA verabreicht und führten zu einer Infektionswelle vor allem bei Frauen, die frisch entbunden hatten! An dieser Stelle möchten wir auf den folgenden Blog-Beitrag mit einem Erfahrungsbericht einer Betroffenen verweisen.
Die Hepatitis D stellt eine Sonderform der Hepatitis-Infektion dar. Sie tritt nämlich in der Regel als Co-Infektion der Hepatitis-B auf, da das HDV keine eigene Hülle besitzt und somit im Lebenszyklus auf die gleichzeitige Infektion mit HBV angewiesen ist. Die Infektion mit der Hepatitis D ist in Deutschland sehr selten und schwer nachzuweisen. Der Übertragungsweg gleicht dem der Hepatitis D, jedoch ist die Inkubationszeit deutlich länger, sodass im Blut zuerst ein Nachweis der HBV erfolgen kann und einige Zeit später eine zweite Infektionsspitze mit HDV.
Die Behandlung stellt die Medizin vor Herausforderungen, da eine gleichzeitige Infektion mit HBV und HDV vermehrt zum auftreten einer Leberzhirrose führt. Es gibt Therapieformen, die derzeit wenigstens teilweise zu einem positiven Verlauf beitragen, jedoch nicht bei jedem Patienten adäquate Ergebnisse liefern. Weitere Medikamente befinden sich derzeit in der Entwicklung.
Die Form E der Virushepatitis ist eine vor allem in zentralasiatischen, ostasiatischen und indischen Regionen verbreitete Variante. In Deutschland kennt man die Hepatitis E vor allem als sogenannte Reiseinfektion. Sie wird oral oder fäkal-oral bspw. durch verunreinigtes Trinkwasser übertragen. Auch bei dieser Form gibt es keine beschriebene Chronifizierung. Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist äußerst selten. Die Therapie dieser Variante ist ausschließlich als symptomatisch zu betrachten, sodass den Präventionsmaßnahmen hier eine große Bedeutung beigemessen wird.
Die wichtigsten Schutzmaßnahmen vor der Hepatitis stellen die Impfungen gegen die Erreger der Hepatitis A und B dar. Insbesondere sollten Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko geimpft sein, um sich und andere zu schützen. Bei fäkal-oralen Übertragungswegen stellen Händehygiene und Umgebungshygiene eine wichtige Grundlage dar. Weil Hepatitis (vor allem B und C) auch sexuell übertragen werden kann, sollte man - insbesondere bei wechselnden Sexualpartnern - auf entsprechende Barriere-Schutzmaßnahmen setzen. Die Hepatitis A (und E) kann über Lebensmittel übertragen werden. So sind Obst, aber auch Tiefkühlprodukte, gelegentlich vom Erregerbefall betroffen und sollten entsprechend gewaschen bzw. gegart verzehrt werden.
Weltweit leiden etwa 358 Millionen Menschen an einer Hepatitis (B oder C) - viele von Ihnen wissen davon gar nichts! Unbehandelt und chronifiziert führt die virale Leberentzündung zu nachhaltigen Schäden am Lebergewebe - bis hin zur schwerwiegenden Leberzhirrose. Darum ist es wichtig, dass vor allem junge Menschen ihre Gesundheit ernst nehmen und sich testen lassen, sich impfen lassen oder sich im Falle einer bestehenden Infektion frühzeitig behandeln lassen!
Um dem erhöhten Risiko unentdeckter Erkrankungen entgegen zu wirken, ist es seit Oktober 2021 möglich, dass man sich bei seinem Hausarzt auf die Infektion mit HBV oder HCV testen lassen kann. Diese Kosten trägt die Krankenkasse. Eine frühzeitige Behandlung ist enorm wichtig und kann so rechtzeitig erfolgen, wenn man denn um die eigene Infektion weiß.
Quellen:
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Autorinnen
Vivienne
Vivienne hat 2018 ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin abgeschlossen und danach Illustrationsdesign studiert. Während ihres Studiums war sie als Leasingkraft in verschiedenen Einrichtungen in Berlin tätig.
Marie
Marie ist examinierte Kinderkrankenpflegerin, war nach ihrer Ausbildung im Leasing tätig und landete danach als Fachkraft auf der Intensivstation. Mittlerweile arbeitet sie als Rettungsassistentin und studiert Gesundheitspädagogik.
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