Pflege im vertrauten Umfeld: Ein Interview mit einer ambulanten Pflegefachkraft

Pflege im vertrauten Umfeld: Ein Interview mit einer ambulanten Pflegefachkraft

von Vivienne

Die ambulante Pflege ist eine essenzielle Säule des Gesundheitssystems, die eine bedeutsame Rolle im Leben zahlreicher Menschen spielt. Statt in einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung versorgt zu werden, erhalten Patienten in der ambulanten Pflege Unterstützung und medizinische Versorgung in ihrem vertrauten Zuhause. Dieser Ansatz ermöglicht es den Pflegebedürftigen, ihre Selbstständigkeit zu bewahren und in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben. Doch oft wird die Arbeit in der ambulanten Pflege noch von vielen Vorurteilen dominiert. Wir sprechen daher heute mit Anna M. , einer Gesundheits- und Krankenpflegerin, die seit über 5 Jahren in der ambulanten Pflege tätig ist.


Carefully: Hallo Anna. Ich danke Dir, dass Du Dir heute Zeit für uns nimmst.

Anna: Gern geschehen, ich freue mich, mehr über meine Arbeit erzählen zu dürfen.

Carefully: Das freut uns! Um gleich einzusteigen: Was hat Dich dazu bewegt, in der ambulanten Pflege zu arbeiten?

Anna: Es war schon immer mein Wunsch, Menschen zu helfen. Also habe ich nach der Schule meine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in Berlin absolviert und danach vorerst in meinem Ausbildungsbetrieb gearbeitet. Das war und ist ein relativ großes Krankenhaus und ich habe mit der Zeit gemerkt, dass mir bei der Akutversorgung viele Dinge auf der Strecke bleiben. Als Auszubildende hatte ich mehr Zeit, mich um bestimmte Patienten zu kümmern und konnte auch mal etwas länger für ein Gespräch bei ihnen bleiben. Das war nach dem Examen nicht mehr so. Manche Patienten habe ich am Tag vielleicht für fünf Minuten gesehen. Deswegen habe ich mich dazu entschieden, etwas Neues auszuprobieren und in die ambulante Pflege zu gehen.

Carefully: Das klingt spannend. Könntest Du uns einen Einblick in einen typischen Arbeitstag als ambulante Pflegefachkraft geben?

Anna: Klar. Mein Tag beginnt meistens früh am Morgen. Ich schaue mir meine Tour für den Tag an und bereite mich auf meine Besuche vor. Dabei packe ich meine Materialien zusammen und kontrolliere vorher noch einmal das Auto. Danach fahre ich dann zu den Häusern oder Wohnungen meiner Klienten und führe dort Pflegeleistungen durch, die von Medikamentengabe über Verbandswechsel bis hin zur Unterstützung bei der Körperpflege reichen können. Aber es geht nicht nur um die medizinische Versorgung – oft bin ich auch eine Vertrauensperson, mit der die Klienten über ihre Sorgen und Ängste sprechen können. Manche kochen morgens extra zwei Tassen Kaffee, weil sie wissen, dass ich gleich vorbeikomme. Dokumentation gehört natürlich auch dazu, aber die findet meist vor Ort bei den Klienten statt. Das finde ich persönlich schön, da man währenddessen immer noch ein wenig mit den Leuten sprechen kann. Im Krankenhaus saßen wir zur Dokumentation immer abgeschottet in unserem Schwesternzimmer.

Carefully: Das klingt doch nach einer sehr vielseitigen Aufgabe. Gibt es besondere Herausforderungen, mit denen Du in Deinem Beruf konfrontiert bist?

Anna: Auf jeden Fall. Die ambulante Pflege erfordert Flexibilität und schnelle Anpassungsfähigkeit. Manchmal ändern sich die Bedürfnisse der Patienten plötzlich, und man muss in der Lage sein, darauf einzugehen. Zudem kann es emotional herausfordernd sein, besonders wenn man Patienten über längere Zeit begleitet und enge Bindungen entstehen.

Carefully: Das kann ich mir vorstellen. Gibt es Momente oder Geschichten, die Dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Anna: Oh ja, definitiv. Ich freue mich natürlich, wenn ich sehe, wie meine Unterstützung das Leben meiner Patienten verbessert. Ich betreue eine noch sehr selbstständige ältere Dame, die vor einiger Zeit nach einem Sturz Angst hatte, das Haus zu verlassen. Durch regelmäßige Besuche und sanfte Ermutigung konnte sie nach und nach wieder Vertrauen gewinnen und ihre Selbstständigkeit zurückgewinnen. Solche Erfolge sind unglaublich befriedigend.

Carefully: Das ist eine schöne Geschichte. Zum Abschluss: Was würdest Du jenen raten, die eine Karriere in der ambulanten Pflege in Betracht ziehen?

Anna: Ich würde ihnen raten, Empathie und Geduld mitzubringen. Die Arbeit in der ambulanten Pflege erfordert nicht nur medizinisches Wissen, sondern auch ausgeprägte zwischenmenschliche Fähigkeiten. Es ist eine Arbeit, die wirklich erfüllend, aber auch anspruchsvoll sein kann. Wenn man jedoch bereit ist, sich darauf einzulassen, wird man mit wertvollen Erfahrungen und Dankbarkeit belohnt. Mittlerweile wurden auch die Gehälter in der ambulanten Pflege angepasst und man verdient teilweise besser als im Krankenhaus oder in so manchem Pflegeheim. Natürlich ist Geld nicht alles, aber es ist schön, dass auch eine finanzielle Wertschätzung in der ambulanten Pflege zum Standard wird.

Carefully: Vielen Dank, Anna, für diese Einblicke in die Welt der ambulanten Pflege. Wir danken Dir herzlich für das Interview und Deine Zeit.

Anna: Ich danke Euch. Es war mir eine Freude, darüber zu sprechen.


Du möchtest uns auch von Deinen Erfahrungen in der Pflege erzählen? Dann schreibe uns gerne an: [email protected]

 

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Autorinnen

Vivienne

Vivienne hat 2018 ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin abgeschlossen und danach Illustrationsdesign studiert. Während ihres Studiums war sie als Leasingkraft in verschiedenen Einrichtungen in Berlin tätig.

Marie

Marie ist examinierte Kinderkrankenpflegerin, war nach ihrer Ausbildung im Leasing tätig und landete danach als Fachkraft auf der Intensivstation. Mittlerweile arbeitet sie als Rettungsassistentin und studiert Gesundheitspädagogik.

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