Behandlung der atopischen Dermatitis

Behandlung der atopischen Dermatitis

von Marie

Bedingt durch multifaktorielle Ursachen und verschiedene Einflussfaktoren gibt es nicht "die Eine" Behandlungsoption für Patienten, die an einem Hautekzem leiden.

 

Ausgangspunkt für die Wahl der Behandlungsmethode sind vor allem der Schweregrad der Atopischen Dermatitis und der individuelle Leidensdruck des Patienten selbst.

Man unterscheidet die Ausprägung der Erkrankung in:

  • leichte
  • mittelgradige und mittelschwere
  • schwere bis schwerste Ausprägung

 

Auch das Alter spielt eine Rolle bei der Wahl der angewandten Medikamente. Nicht jedes Mittel ist für alle Altersklassen zugelassen.

1. Beratung und Anleitung

Dies ist längst nicht mehr nur Aufgabe der ärztlichen Kollegen, sondern fällt schon lange auch in das Berufsfeld der Krankenpflege. Insbesondere bei Kindern übernehmen nicht selten die Kinderkrankenschwestern die Erstberatung der Eltern nach der Diagnosestellung.

Inhalt der Beratung sollte die schonende Basis-Pflege der Haut sein und das Vermeiden potenter Kontaktallergene (bspw. Hausstaub, diverse Pflanzen wie Beifuß und verschiedene Gräser, Parfum, Konservierungsstoffe in Cremes und Salben, Wolle und Wollprodukte, etc.). Zudem muss zur Schädigung neigende Haut auch schonender behandelt werden. Konkret bedeutet das beispielsweise, dass nach der Körperpflege die Haut nicht trocken gerieben, sondern getupft werden soll, um unnötige Läsionen und Reizungen zu vermeiden. Fingernägel sollten insbesondere bei Kindern kurz bis sehr kurz gehalten und frei von "scharfen Kanten" sein, um durch das nahezu unvermeidliche Kratzen zusätzliche Verletzungen der Hautschutzbarriere zu vermeiden.

Geeignete Basispflegeprodukte zur Hautpflege gibt es viele auf dem Markt. Man kann nicht pauschal beantworten, welches davon am besten oder schlechtesten geeignet ist, da jeder Mensch ganz unterschiedlich auf die Anwendung reagieren kann. Hier bleibt letztlich nur das Ausprobieren, bis man das Richtige für sich oder sein Kind gefunden hat. Auch dieser Fakt ist ein wichtiger Aspekt in der Beratung von Eltern oder Betroffenen.

2. Topische Kortikosteroide, Calcineurin-Inhibitoren, u.a.

Jede*r Patient*in wird früher oder später mit der Anwendung von "Kortison-Präparaten" konfrontiert. Es ist und bleibt, insbesondere zur Behandlung während akuter Schub-Phasen, Mittel der Wahl und ist kaum aus der Behandlung wegzudenken. Dabei werden die oben genannten Wirkstoffe in der Regel in Salben oder Cremes vermengt, um das Medikament möglichst lokal dort anzuwenden, wo es auch nötig ist. Dennoch sollte dringend von einer dauerhaften Anwendung dieser Präparate, vor allem in schubfreien Phasen zur Rezidiv-Prophylaxe abgesehen werden. Auch topisch angewandte Medikamente werden (zum Teil) vom Körper resorbiert und sind, insbesondere in der Daueranwendung, nicht (immer) nebenwirkungsfrei. Salben und Cremes mit den genannten Medikamenten sind in der Regel rezeptpflichtig und werden vom Arzt (Dermatologen oder Kinderarzt) verschrieben.

Beispiele für Präparate u.a.: Triclosan, Advantan, Prednisolon-Salbe, Hydrocutan, Systral, Hydrocortison AL, InfectoCortiSept

3. Systemisch angewandte Kortison-Präparate

In hochakuten Schubphasen kann es nötig sein Kortison-Präparate oral oder sogar intravenös zu verabreichen, um heftige Hautreaktionen zu unterbinden und die zahlreichen Beschwerden zu lindern. Diese Entscheidung muss jedoch von einem Arzt unter Abwägung des Nutzens gegenüber den Risiken und zahlreichen Nebenwirkungen individuell getroffen werden.

4. Photo-Therapie

Die Behandlung mit schmalbandigem UVB (Ultraviolett B) kann insbesondere dann hilfreich sein, wenn eine kontinuierliche Basispflege und die topische Behandlung eine Entzündungsreaktion nicht wirksam unterbrechen können. Die Anwendung ist schmerzfrei. Phototherapiegeräte sind inzwischen auch für den häuslichen Gebrauch zu bekommen und können so im häuslichen Umfeld des Patienten angewandt werden. Auch der dosierte Kontakt mit Sonnenlicht kann Linderung verschaffen. Aber Achtung! Auch leichte Sonnenbrände sind hingegen überhaupt nicht förderlich bei ohnehin geschädigter Haut.

5. Systemische Immunsuppressiva (Cyclosporin, Methotrexat, Azathioprin)

Zum Teil noch als "Offlabel-Use" genutzte Immunsuppressiva werden häufig eingesetzt, wenn lokale Behandlungen keine ausreichende Besserung bieten. Vorrangig gehören diese Medikamente in die "Abteilung" der Transplantationsmedizin und werden nach Organtransplantationen genutzt, um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden. Jedes dieser Medikamente bringt eine Reihe von (teils schwerwiegenden) Nebenwirkungen mit sich und ist zur Behandlung der Atopischen Dermatitis eher nicht als Dauermedikation geeignet, wenngleich der kurzfristige Erfolg nicht von der Hand zu weisen ist. Die Einnahme muss engmaschig ärztlich überwacht werden. Auch sind regelmäßige Blutkontrollen vorzunehmen.

5. Dupilumab (Handelsname: Dupixent)

Antikörper-Therapie... So wird die Therapie mit Dupilumab-Präparaten meist bezeichnet. Was genau ist das eigentlich? Unter der Wirkstoffgruppe der "Biologika" werden biologisch hergestellte Eiweißsubstanzen zusammengefasst, die aus tierischen oder pflanzlichen Eiweißstrukturen gewonnen werden. Meist sind sie zusätzlich gentechnisch verändert. Das Präparat Dupixent beinhaltet humanes IGg4, also menschliches Immunglobulin (Antikörper). Es wirkt hemmend auf die Ausschüttung von Interleukin 4 und 13 (entzündungsfördernde Th2-Zytokine) und unterbindet überschießende Entzündungsreaktionen. Bei mittelschwerer bis schwerer Atopischer Dermatitis kann es also wirksam die lokalen Entzündungsreaktionen der Haut unterbinden. Biologika werden subkutan (unter die Haut) gespritzt und häufig durch den Patienten selbst verabreicht. Im Falle von Dupixent ist das in der Regel in einem Intervall von 14 Tagen nötig. Zu Behandlungsbeginn wird eine Einmaldosis in doppelter Menge verabreicht. Aber auch Biologika sind nicht nebenwirkungsfrei. Einige Patienten klagen während der Anwendung von Dupilumab-Präparaten über eine rezidivierende Konjunktivitis, zum Teil mit Beteiligung der Hautareale rund um das Auge (Lid, unter dem Auge, Augenwinkel bis hin zu Nase und Stirn). Auch hier muss eine Schaden-Nutzen-Abwägung erfolgen. Im Großen und Ganzen ist Dupilumab allerdings ein "Segen" für viele Patienten, denen es die lang ersehnte Linderung schwerwiegender Beschwerden bringt. Oft ist der Weg zur Therapie mit Dupilumab jedoch beschwerlich, da diese Präparate sehr teuer sind.

 

Zusätzliche Probleme (Sekundärsymptome) sind bei atopischer Dermatitis glücklicherweise selten. Jedoch spielen bakterielle Superinfektionen (insbesondere mit Streptokokken oder Staphylokokken) immer wieder eine Rolle. Besonders Patienten mit schwerer atopischer Dermatitis können davon betroffen sein. Sollten diese via Hautabstrich nachgewiesen werden, sind in der Regel lokale Antibiotika/Virostatika oder systemisch verabreichte Antibiotika/Virostatika induziert. Problematisch wird die Behandlung, wenn die ekzematösen Hauterscheinungen mit einem methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) oder einem herpes simplex (Herpes-Viren) besiedelt sind.

 

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Behandlung einer atopischen Dermatitis einerseits komplex und andererseits sehr individuell ist. Eine multiprofessionelle Behandlung ist angeraten und eine engmaschige Abstimmung mit dem behandelnden Arzt notwendig. Es gibt nicht "die passende" Behandlung, die für alle Patienten angewandt werden kann. Durch den chronischen Verlauf der Erkrankung ist außerdem eine lebenslange Therapie notwendig, die in verschiedenen Phasen der Ausprägung auch unterschiedlich gestaltet werden muss.


Hinweis: Dieser Beitrag erhebt keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit und dient lediglich der oberflächlichen Information von Interessierten und von Fachpersonal. Alle Daten wurden nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und durch eigene Erfahrungen ergänzt.

Quellen:

Weiterführende Informationen:


Autorinnen

Vivienne

Vivienne hat 2018 ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin abgeschlossen und danach Illustrationsdesign studiert. Während ihres Studiums war sie als Leasingkraft in verschiedenen Einrichtungen in Berlin tätig.

Marie

Marie ist examinierte Kinderkrankenpflegerin, war nach ihrer Ausbildung im Leasing tätig und landete danach als Fachkraft auf der Intensivstation. Mittlerweile arbeitet sie als Rettungsassistentin und studiert Gesundheitspädagogik.

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