von Vivienne
Manchmal kann die Medizin Patient*innen nicht mehr helfen und sie werden vor die Tatsache gestellt, dass sie sterben werden. Die einzige Möglichkeit, die ihnen bleibt, ist ihre verbleibende Zeit so angenehm und schmerzfrei wie möglich zu gestalten. Viele Betroffene entscheiden sich dafür, in ein Hospiz zu gehen.
Die Arbeit in einem Hospiz kann nicht mit der Tätigkeit in Krankenhäusern oder Altenpflegeheimen verglichen werden. Denn in einem Hospiz dreht sich alles um die Bedürfnisse und Wünsche der Klient*innen und die Pflege wird darauf ausgelegt. Durch einen interdisziplinären Austausch wird versucht, den Aufenthalt der Gäste so angenehm wie möglich zu gestalten. Um dies zu gewährleisten werden gezielte Therapie- und Begleitangebote erarbeitet und umgesetzt.
Wir haben die Gesundheits- und Krankenpflegerin mit Palliative Care Qualifikation Julia gefragt, wie sie die Arbeit im Hospiz empfindet. Sie arbeitet seit 4 Jahren in einem Berliner Hospiz und betreut mit ihren Kolleg*innen und Ehrenamtlichen 16 Menschen.
„Ich habe nach meiner Ausbildung auf der Geriatrie meines Ausbildungsbetriebes gearbeitet. Bereits dort kam ich oftmals mit Krankheit und Tod in Berührung. Betroffene brauchen eine besondere Betreuung, die sehr oft im Krankenhaus nicht gewährleistet werden kann. Viele sterben unbemerkt oder allein in ihren Zimmern, was ich wirklich furchtbar fand. Mir lag viel daran, meine Patienten in ihren letzten Phasen zu begleiten, konnte dem aufgrund des Arbeit Aufkommens der Station sehr oft nicht gerecht werden. Das hat mich frustriert und ich habe angefangen mit dem Gedanken zu spielen, in einem Hospiz zu arbeiten.“
„Teilweise schon. Wir haben glücklicherweise auch Sozialarbeiter im Haus, die gezielt solche Thematiken mit Patient*innen und Angehörigen besprechen. Aber unsere Klient*innen wissen ja, dass sie sterben werden und sind zum Großteil sehr gefasst.“
„Wenn man weiß, wo man arbeitet, ist man eigentlich auf alles vorbereitet. Natürlich gibt es Schicksale, die mich sehr berühren und auch traurig machen. Wenn junge Mütter bei uns sind, ist es für mich immer etwas schwer. Auch stark trauernde Angehörige können eine Herausforderung sein, mit der man allerdings lernt, umzugehen.“
„Da ich vorher in einem Krankenhaus gearbeitet habe, kann ich meine jetzige Tätigkeit nur damit vergleichen. Aber eins steht fest: die Arbeit im Hospiz ist wesentlich sinnstiftender. Ich habe viel mehr Zeit für meine Patienten und endlich das Gefühl, ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Auch die Wertschätzung meiner Arbeit ist eine andere, vor allem seitens der Gäste und deren Angehörigen. Unsere Arbeit wird nicht in feste Tagesabläufe gestopft, wie es auf Station üblich ist: von 07.00 – 09.00 Uhr waschen, dann Frühstücken, dann Therapie…so etwas gibt es bei uns nicht. Im Hospiz bestimmten die Gäste ihren Tagesablauf selbst, sofern sie dazu in der Lage sind. Da kann es sein, dass jemand erst um 13.00 Uhr gewaschen werden möchte, weil er vorher ausgeschlafen hat. Feste Besuchszeiten gibt es bei uns auch nicht. Angehörige können kommen, wann sie möchten, teilweise bleiben sie auch die ganze Nacht. Das entlastet auf eine besondere Art und Weise.
Kurzum kann ich sagen, dass ich für kein Geld der Welt wieder zurück in ein Krankenhaus möchte.“
„Nein. Auf der einen Seite braucht man ein bestimmtes Mindset um diesen Job machen zu können. Nicht jede Pflegefachkraft ist in der Lage Menschen bis zu ihrem Tod zu begleiten und das ist völlig okay. Nur sollte man sich dessen bewusst sein. Zum anderen sollte man mindestens zwei Jahre Berufserfahrung vorweisen. Die Ausbildung abschließen und dann direkt ins Hospiz wollen, wird wohl kaum bis gar nicht möglich sein (und kann ich auch nicht empfehlen). Mittlerweile ist eine Palliative Care Fortbildung nicht mehr überall Voraussetzung, aber die Bereitschaft sollte da sein, diese zu absolvieren. Bei uns arbeiten auch Kolleg*innen ohne Fortbildung, die vorher auf der Onkologie oder Gynäkologie gearbeitet haben, aber nun später ihre Fortbildung machen werden. Ich kann eigentlich jedem empfehlen, der sich für die Arbeit im Hospiz interessiert, vorher in der Einrichtung seiner Wahl anzurufen und zu hospitieren.“
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Autorinnen
Vivienne
Vivienne hat 2018 ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin abgeschlossen und danach Illustrationsdesign studiert. Während ihres Studiums war sie als Leasingkraft in verschiedenen Einrichtungen in Berlin tätig.
Marie
Marie ist examinierte Kinderkrankenpflegerin, war nach ihrer Ausbildung im Leasing tätig und landete danach als Fachkraft auf der Intensivstation. Mittlerweile arbeitet sie als Rettungsassistentin und studiert Gesundheitspädagogik.
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