von Vivienne
In Deutschland leben ca. 2,7 Millionen Menschen mit chronischen Wunden (Stand 2021). Am häufigsten begegnen einer Pflegekraft chronische Wunden als Komplikation bestehender Grunderkrankungen wie dem Ulcus cruris (offenes Bein), der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), dem Dekubitus (Druckgeschwür) und dem diabetischen Fußsyndrom. Aufgrund des demografischen Wandels können wir von einer Zunahme von Patienten mit arterieller Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, Immobilität und daraus resultierend mit chronischen Wunden ausgehen.
Als chronisch bezeichnet man eine Wunde, welche trotz Behandlung von etwa 4 bis 12 Wochen nicht zu heilen beginnt. Eine chronische Wunde wird zunächst regelmäßig gereinigt und mit Verbandsmaterial und Wundauflagen versorgt. Auch können nach lang ausbleibender Heilung spezielle Verfahren wie eine Vakuumversiegelungstherapie oder Hauttransplantation zur Behandlung der chronischen Wunde Anwendung finden.
Bei manchen schlecht heilenden Wunden können neben einer guten pflegerischen und medizinischen Betreuung auch simplere Tricks hilfreich sein.
Die richtige Ernährung spielt für die Heilung von Wunden eine ausgesprochen wichtige Rolle, denn für die Wundheilung benötigt der Körper eine Menge von Nährstoffen und Energie, um neue Hautzellen und Gewebe zu bilden. Personen mit chronischen Wunden sollten pro Tag 30-35 kcal pro kg Körpergewicht zu sich nehmen. Wichtig ist vor allem die Aufnahme von Eiweißen. Eiweiße sind die Bausteine, die das neue Gewebe einer Wunde bilden. Fehlen Eiweiße in der Ernährung, kommt es zu Störungen in allen Wundheilungsphasen.
Tipp: Gute Eiweißquellen sind Lebensmittel wie Eier, Milchprodukte, Fleisch und Fisch. Aber auch Kartoffeln, Hülsenfrüchte (Sojabohnen, Erbsen, Linsen) und Getreide liefern hochwertiges Eiweiß.
Ein gestörter Blutfluss im Körper kann zu chronischen Wunden führen. Neben dem Diabetesrisiko von adipösen Patienten, neigen bei Übergewicht auch die kleinsten Arterien gerne einmal zu Verstopfungen, was zu Unterversorgung, eingeschränkten sensorischem Empfinden und schlussendlich auch zu chronischen Wunden führen kann.
Eine bedarfsgerechte Schmerztherapie klingt logisch. Aber nicht nur für das Wohlbefinden des Patienten ist es wichtig, Schmerzen zu lindern. Schmerzreduktion hat auch einen anderen wichtigen Vorteil: Schmerz bedeutet für den Körper Stress. Unter Stress wird das Hormon Cortisol ausgeschüttet. Dieses beeinträchtigt, wie das Medikament Cortison, die Entzündungsreaktion in der Wundheilung und damit die Einleitung des Wundheilungsprozesses.
Viel Schaden kann entstehen, wenn Verbände zur Fixierung von Wundauflagen, beispielsweise am Bein, viel zu fest gezogen werden.
Gestört wird die Wundheilung besonders durch ständiges Manipulieren. Eine Wunde sollte nur in Ausnahmefällen berührt werden, um Infektionen zu vermeiden. Auch gilt es zu verhindern, dass die Bildung von Granulations- und Epithelgewebe gestört wird.
Für die Hautpflege der Wundumgebung heißt es: weniger ist mehr. Fettsalben dichten die Hautporen ab. Besser ist es Emulsionen zu benutzen und vor dem Auftragen Verschmutzungen und Hautschuppen der Wundumgebung zu entfernen.
Natürlich ist es nicht immer möglich bestehende medikamentöse Therapien abzusetzen oder spontan zu ändern. Doch ein kontrollierender Blick über den Medikamentenplan kann nicht schaden. Denn manche Medikmente wirken sich negativ auf die Wundheilung aus. Beispiele dafür sind u.a. Immunsuppressiva, Zytostatika, Antiphlogistika (vor allem Glukokortikoide) und Antikoagulanzien.
Je mehr eine Patientin oder ein Patient über die Ursachen seiner Wunde und die Möglichkeiten der Heilung weiß, desto eher ist er geneigt, durch Verhaltensänderungen zur Verbesserung beizutragen und seine Therapie einzuhalten.
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
Suchst Du was?
Autorinnen
Vivienne
Vivienne hat 2018 ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin abgeschlossen und danach Illustrationsdesign studiert. Während ihres Studiums war sie als Leasingkraft in verschiedenen Einrichtungen in Berlin tätig.
Marie
Marie ist examinierte Kinderkrankenpflegerin, war nach ihrer Ausbildung im Leasing tätig und landete danach als Fachkraft auf der Intensivstation. Mittlerweile arbeitet sie als Rettungsassistentin und studiert Gesundheitspädagogik.
Weitere Services
Rechtliches
Get in touch